Siffling als brillanter und auf Nachvollziehbarkeit jenseits des Hermetischen setzender Musiker einer, der bewusst auch den nur beiläufig hörenden Konsumenten erreichen will. […] So entsteht Musik am anderen Ende der Kraftmeierei: relaxt, transparent und von zupackender Sanftheit.“
Dr. Ulrich Steinmetzger, Leipziger Volkszeitung
„[…] einem pulsierenden, ausufernd fließenden Electro-Jazz mit starken Ambient-Bezügen. Eine Musik die 35 Jahre Jazzgeschichte beeindruckend klar auf den Punkt bringt.“ Volker Doberstein, Jazzpodium
Joachim Kühn ist einer der wenigen deutschen Weltstars des Jazz. Mit seinem Spiel, das sich über alle Kategorien hinwegsetzt, genießt er internationale Reputation. Im zeitgenössischen Jazz hat der Pianist markante Spuren hinterlassen und neue Wege gewiesen. Der musikalische Weltbürger Kühn sieht sich in der Tradition des Jazz, wie auch verbunden mit der europäischen Konzertmusik, aber bei alledem unmittelbar einer Klangsprache der Gegenwart verpflichtet. Er offenbart Vehemenz und Sensibilität, virtuose Technik und Phantasie, eine unverwechselbare Anschlagskultur und einen untrüglichen Sinn für Dynamik.
"Love & Peace" • ACT Album (2018). "Es gibt auch im Jazz gar nicht so viele Musiker, die eine derartig starke Handschrift haben, dass das gespielte Material und selbst die Ästhetik, in der sie musizieren nur eine untergeordnete Bedeutung haben. Zu diesen großen Persönlichkeiten aber gehört - ohne Frage - Joachim Kühn.
Wenn der mittlerweile 73-jährige Pianist will, dann kann er noch immer sehr komplexe Tongebilde spielen: kantig, klanggewaltig und sehr expressiv. Aber auch eine andere Seite von ihm wird nach und nach immer deutlicher: die zarte, poetische, versöhnliche. Sehr gut zu hören auf seinem neuen Album "Love & Peace". Die musikalische Schönheit steht auf diesem Album im Vordergrund. Joachim Kühn und seine wesentlich jüngeren Kollegen Chris Jennings am Bass und Eric Schaefer am Schlagzeug spielen prägnante, aufgeräumte Stücke mit sehr eindringlichen Melodien. Nur in wenigen Momenten deutet Joachim Kühn an, was er noch immer draufhat, wenn es darum geht, sich druckvoll und flink zugleich an den Tasten seines Instrumentes abzuarbeiten". (Deutschlandfunk Kultur • Matthias Wegner)
...... Und siehe da: was bis dahin vielleicht eines der letzten Crossover-Tabus war, erweist sich als harmonische Verbindung zweier musikalischer Welten, ja geradezu als Liebesheirat.
Das funktioniert auch deswegen so gut, weil sich beide Welten füreinander öffnen. Kornstad ist zwar ein Jazzer, der gerne experimentiert, der auch mal zu einer Flöte greift, ein Klarinettenmundstück darauf setzt und sie zur „Flutenette“ erklärt. Er legt aber immer auch Wert auf sangliche Melodik. Aus der Welt der Oper pickt er sich hingegen weniger die virtuosen Schmetterarien heraus, als vielmehr die Passagen mit Schmelz und Herz. Aus Bizets „Perlenfischern“ etwa oder aus Christoph Willibald Glucks „Paride ed Elena“. Das Ergebnis ist eine wunderbar verträumte Musik – still, obwohl sie nicht immer leise ist; schlicht, obwohl sie nicht einfach ist; und voller Schönheit, obwohl sie nicht unbedingt auf eine perfekte Oberfläche zielt. Man muss weder Opern- noch Jazzfan sein, um das schön zu finden. Man muss sich einfach nur tragen lassen von der emotionalen Qualität dieser Musik.
Wie all das nun als Solokonzert, also ohne Begleitung funktioniert? In dieser Hinsicht lässt Kornstad Alleinunterhalterqualitäten im besten Sinne erkennen. Er hat ein kleines Maschinchen dabei, eine Loop-Maschine etwas älteren Datums, die, wie er anmerkt, nur 32 Megabyte Speicherleistung habe. Das zwinge ihn zum Minimalismus. Doch der ist natürlich keine Notlösung, sondern so gewollt.
Jedenfalls nimmt Kornstad mit seinem Maschinchen Phrasen seines Saxophons auf, die dann in der Wiederholungsschleife mal rhythmisch leicht pulsieren, mal ein harmonisches Ostinato bilden, auf dem sich Kornstads Stimme weich bettet. Die Musik beginnt zu fließen – und das Publikum zerfließt grad mit. Es gehört wohl zur Identität eines norwegischen Musikers, die nordische Einsamkeit mit in die Musik zu packen. Nicht ohne Grund nennt Kornstad Jan Garbarek als eines seiner Vorbilder – obwohl seine Musik alles andere als ein Garbarek-Verschnitt ist, im Gegenteil zu einer ganz eigenen Originalität gefunden hat. Und egal, ob Kornstad französische oder italienische Arien wählt, in seiner Adaption holt er sie zurück in die Weite Norwegens. Drei Zugaben fordert das restlos begeisterte Publikum von Kornstad ein. Als letzte spielt er eine Adaption einer Arie aus Jules Massenets „Manon“. Wie eine stille Weise wirkt sie nun – wie ein Wiegenlied, mit dem dieser bemerkenswerte Musiker sein Publikum in eine sternklare Oktobernacht entlässt.
(Auszug aus dem SÜDKURIER vom 13.10.2017 - Autorin: Elisabeth Schwind)