Ungeachtet des Titels ‚Wild Dance‘ ist sie kein frenetischer Teufelstanz, sondern eine zwar gelegentlich schäumend swingende Postbop-Veranstaltung, in den größeren Partien aber Musik mit einem schönen, nachdenklichen Glanz, der sich aus den sensiblen Unisoni und Polyfonien der beiden Blechbläser entwickelt, aber auch aus der Einbindung der beiden großen Melodiker in die weiten Räume der sparsamen Rhythmusgruppe mit Gabriele Evangelista am Bass und Enrico Morello am Schlagzeug, vor allem aber mit Francesco Diodatis subtiler Gitarre – es ist die Band, mit der der charismatische Rava in den letzten Jahren on the road war, und das ist diesem gleichzeitig organisierten und offenen Jazz wunderbar anzuhören. Spitze. In den zwölf Rava-Originals beweist sich einmal mehr, dass sich Power und Poesie nicht ausschließen.
Peter Rüedi, Die Weltwoche
Enrico Rava - Trumpet
Francesco Diodati - Guitar
Gabriele Evangelista - Double bass
Enrico Morello - Drums
Mit seinen 76 Jahren ist Enrico Rava eine der Vaterfiguren des Jazz in Italien. Für sein neues Album "Wild Dance" hat der Trompeter nun ein mehrere Generationen umspannendes Ensemble um sich gesammelt. Angeregt durch die positiven Erfahrungen, die er in den letzten zwei Jahren bei Tourneen mit seinem neuen Quartett machte, ging Rava mit Gitarrist Francesco Diodati (Jahrgang 1983), Bassist Gabriele Evangelista und Schlagzeuger Enrico Morello (beide Jahrgang 1988) ins Studio, um "Wild Dance" einzuspielen. Das Programm des Quartetts besteht aus Ravas Originalkompositionen, welche ein breites Spektrum an Stimmungen abstecken - von grüblerischen Balladen bis zu hitzigen Uptempo-Post-Bop-Nummern. Rund die Hälfte der Stücke wurden von Rava eigens für dieses Album komponiert, während andere, sehr zu seiner Freude, von den Mitgliedern der Band vorgeschlagen wurden und aus den 80ern und 90ern stammen („Diva“, „Infant“ und „Overboard“). Abgerundet wird das Repertoire von "Wild Dance" mit einer Kollektivimprovisation der Band. Ravas Spiel macht einmal mehr klar, dass sich Leichtigkeit und Intensität, elegante Coolness und emotionale Wärme nicht gegenseitig ausschließen müssen. Die Süddeutsche Zeitung schreibt, dass Rava "immer noch einer der großartigsten Jazztrompeter der Welt" ist. Daran kann nach "Wild Dance" wirklich kein Zweifel bestehen.